23 April 2017

Die weiße Rose lebt!

Premierenabend im Andernacher TiK war angesagt, die TiK-Kids gaben ein 2-Personen-Stück zum Besten. Das kritische Thema Die weiße Rose lebt zog einige Besucher in den Keller der Realschule plus St.Thomas.

Und auch diesmal hat es sich gelohnt. Unter der Leitung von Cornelia Praml spielten Hannah Leisch und Florian Heimann die beiden Zwölftklässler, die für eine Aufführung von den letzten Minuten der Geschwister Scholl in ihrer Zelle probten - und sich zwischendurch immer wieder über den Alltag in ihrer Schule unterhielten. Ein Bühnenstück also, in dem es um die Proben für ein Bühnenstück geht. Die beiden Darsteller setzten das überzeugend um und erreichten nicht nur mich, sondern auch den Rest des Publikums, wie man an der lebhaften Anschlussdiskussion unschwer erkennen konnte. Mich persönlich berührte sehr, wie nahe mir die Realität der Geschwister-Scholl-Szenen kam, trotz spärlicher Bühnendeko mit Tisch, 2 Stühlen, Tafel und einem Gitterfenster.
Kurz vor der Hinrichtung durch Enthaupten. Köpfen! Das ging mir nahe und brachte mich zum Nachdenken.
Die beiden haben ihr Leben für eine gute Sache riskiert und verloren, wie einige andere auch. Wieviel wäre ich selbst in einer solchen Situation bereit zu riskieren? Mein Leben? Eher nicht, so mutig bin ich nicht. Für was bin ich bereit, etwas zu riskieren? Welche Risiken würde ich eingehen?
Auch das, was Sophie zwischen den Proben aus dem Schulalltag berichtete, verursachte Bauchgrimmen. Ja, das gibt's tatsächlich heute.
In der folgenden Publikumsdiskussion wurde schnell klar, dass eine Erstarken faschistischer Tendenzen auch im Alltag spürbar ist - wenn man bereit ist, hinzuschauen. An den Schulen, im Umgang miteinander, in der zunehmenden Wichtigkeit egoistischer, wirtschaftlicher Werte. Konsens war natürlich, dass jeder etwas dagegen tun kann, auf unterschiedliche Weise.
Fazit: Ein lohnender und bewegender Abend, sicher nicht der letzte im TiK.
Wer das heute Abend verpasst hat und sich das nicht entgehenlassen will: Auf dem Bild seht ihr die weiteren Aufführungstermine.

2 Kommentare:

  1. Lieber Bearbone,

    Deine Beschreibung ist sehr treffend. Die Vorstellung hat mir auf ergreifende Weise die beklemmende und erschütternde Realität zweier viel zu junger Menschen Nahe gebracht, die für etwas starben, was wir für selbstverständlich erachten: Gerechtigkeit, Freiheit und Zivilcourage. Die Parallelen zu heute machen mich fast sprachlos.

    Vielen Dank für Deine wichtigen Fragen und ehrlichen Antworten, die Du mit uns teilst.

    Ich hoffe, dass viele hören, wozu Du aufrufst und Deinem Beispiel folgen und Werte tatsächlich leben, an die sie glauben.

    Deine KaleidoPhi

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  2. Maren22:58

    Wunderbar, das heutige Schüler die Geschichte der Geschwister Scholl aufführen!

    Ich habe gerade 2 Bücher gelesen, die "zu mir" gekommen sind...
    Beide Bücher erzählen vom Leben, Lieben und vom Alltag in der Kriegs- und Nazizeit. Von Ausgrenzung, Hilflosigkeit und Todesangst, von Hunger und Kälte. Vom Sterben und von Sehnsucht. Aber auch von unbändiger Wut, die wiederum Kraft zum Widerstand gegeben hat!

    Ich frage mich aktuell,wie kann ICH heute deutlich machen, dass ich laut und eindeutig fordere: JEDER Mensch hat ein Recht auf ein gleichberechtigtes, menschenwürdiges Leben, ungeachtet seiner Herkunft, seiner Religion, seines Geschlechts, seiner politischen Gesinnung - denn es ist Platz und Raum und auch Nahrung für ALLE Menschen da!

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