25 Dezember 2016

Erste Erzählung aus dem "Irgendwas-geht-schon"-Land


Ohne Plan und ohne Lappen

Mikes Ausbildungsplatz als Bauzeichner war ein erstklassiges Beispiel dafür, dass jede Form von Planung im Leben völlig überbewertet wird. Irgendwie ergibt sich immer irgendwas, wenn man nur lange genug wartet, das war seine unumstößliche Lebenseinstellung. Und tatsächlich, es ergab sich wieder etwas in diesem Sommer, an einem trüben Sonntagabend in der heimischen Eckkneipe. Mike hatte gerade Wochenendurlaub vom Bund, 3 Monate hatte er noch abzureißen, bis dieser beschissene Grundwehrdienst beendet war. Zum Bund war er eh nur gekommen, weil er es versäumt hatte, rechtzeitig den Dienst an der Waffe zu verweigern, wie es einige seiner Kumpels gemacht hatten. Egal, Chance vertan, nicht heulen, andere überstehen die 15 Monate auch, hatte er sich letztes Jahr gedacht.
An diesem Abend hatte er bewusst die Eckkneipe gewählt, seine Deckel in der Stammkneipe hatten die Höhe seines monatlichen Wehrsolds längst überschritten. Der Wirt hatte ihm dringlichst geraten, sich nur noch mit entsprechender Kohle sehen zu lassen. Außerdem hingen da einige seiner besten Kumpel rum, von denen er die meisten auch bereits angepumpt hatte. Die 30 Mark, die er in der Tasche hatte, wäre er dort sofort losgewesen. Also saß er allein am Tresen der Eckkneipe und süffelte an seinem dritten Bier. Kein Mensch zum Skat kloppen in Sicht, womit er sich in der Regel die Getränke des Abends finanzierte. Anstatt dessen ging die Kneipentür in seinem Rücken gegen 10 Uhr nochmal auf und er hörte die vertraute Stimme von Paul. Paul Bendler, überall nur Paule genannt, Architekt, genauso oft in der Kneipe wie im Büro. In jeder Kaschemme des Orts bekannt wie ein bunter Hund, und nicht nur im Ort. Typ sympathisches Schlitzohr, immer frisch, beim Zahlen zog er immer Bündel von großen Geldscheinen aus dem Portemonnaie, und Mike hatte keine Ahnung, wie der immer an soviel Kohle kam. Niemand verstand Paule so richtig, weil er keinen Satz zu Ende sprach. Seine Gedanken sprudelten wohl schneller und konfuser aus seinem Kopf direkt ins Sprachzentrum, als seine Zunge nachkam. Paule redete beim Betreten der Kneipe wie so oft mit sich selbst oder seinem Freund Harvey, wer wußte das schon.

„Mann, das ist ja ein Scheißwetter, wir haben doch eigentlich – Ach Moment, ich wollte doch noch – wie spät haben wir denn eigentlich, Moment – Nabend allerseits, was ist denn hier für eine Stimmung, Beerdigungskaffee oder wie – ach egal, mach mal 3 Bier!“
Paule setzte sich zu Mike an den Tresen und begrüßte ihn mit einem kräftigen Schulterklopfer und den Worten „Na, Jung, biste beim Bund?“
Das war natürlich die einzig mögliche Erklärung für Mikes Kurzhaarschnitt.
„Jau sicher, seht ma doch!“
„Wie lang noch?“
„3 Monate, bis Ende September!“
„Und, wie isset?“
„Beschissen!“
„Und wat machste dann?“
„Keine Ahnung, weiß ich doch jetzt noch net!“
„Ich brauche noch en Lehrjung, wär dat nix für Dich?“
„Hää? Als wat dann?“
„Als Bauzeichner! Der Baums Berthold ist doch och bei mir, den kennste doch!“
„Jooah, warom eijentlich net? Wat verdeent ma dann?“
„Im 1. Lehrjahr glaub ich 350, dann wird dat mehr, nach der Prüfung moss ma dann sehn.“
„Ab wann dann?“
„Ab 1.August.“
„Ach Mist, ich bin doch noch bis Ende September beim Bund!“
„Nää, da kannste früher weg, wenn Du ne Lehrstelle hast, ich schreib Dir wat!“
„Ehrlich, dat geht?“
2 Monate den Bund verkürzen, eine göttliche Vorstellung für Mike.
„Jau, klar! Du moss nur morje fröh direkt in der Kasern Bescheid gewe.“
„Joa dann, alles klar, ich wiere Bauzeichner!“
Einen Handschlag und 3 Paule-Biere später war der Handel besiegelt.


Als Mike am nächsten Morgen in der Kaserne dem Spieß sein Anliegen vortrug, die Truppe in 4 Wochen vorzeitig zu verlassen, schaute der ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „Gefreiter Neuhaus, die Frist für solche Anträge ist vor ungefähr 3 Monaten abgelaufen!“ „Aber Herr Hauptfeld, ich hab die Lehrstelle doch gestern erst angeboten bekommen, und ich müsste ein ganzes Jahr warten, bis ich die nächste Chance hätte!“
Wahrscheinlich dachte der Spieß wirklich, dass mit Mike etwas nicht stimme, denn er redete plötzlich mit ihm wie mit einem Schwachmaten, ganz langsam und verständnisvoll.
„Neuhaus, jetzt hör mal zu, Junge. Überleg Dir das doch einfach nochmal gut. Wenn Du nochmal drüber schläfst und ..… „ Aber während er noch redete, wurde ihm wohl auch klar, dass dies eine gute Chance sein könnte, den bescheuerten Neuhaus endlich loszuwerden. Er versprach, mit dem Kompaniechef zu reden und mal zu schauen, was sich machen lässt. Noch am gleichen Nachmittag bekam Mike die mündliche Zusage, 2 Tage später hatte er alles mit Stempel und Unterschrift auf dem Tisch: Ausnahmegenehmigung, die Freiheit winkt! Sein zukünftiger Lehrherr hatte es tatsächlich geschafft, den Ausbildungsvertrag in Windeseile zur Kaserne zu bringen und ihn bei der IHK anzumelden. Und so wurde Mike tatsächlich weitere 3 Wochen später ausgekleidet und trat seine Ausbildung zum Bauzeichner an.
Paul Bendler musste leider kurz vor dem Beginn von Mikes Ausbildung seinen Führerschein zum wiederholten Mal abgeben. Er war dreimal besoffen gefahren, oder besser zum dritten Mal besoffen erwischt worden, das bedeutete diesmal 2 Jahre Führerscheinentzug und eine empfindliche Geldstrafe. Daher war Mikes Tätigkeit während der kompletten Lehrzeit von vorne herein klar definiert: Er würde den Chauffeur für Paule spielen.
Aber das ist eine andere Geschichte.
-Fortsetzung folgt-

08 Dezember 2016

Erste Erzählung aus dem Haus der Gestrandeten


Ein Morgen mit Bully

Es hätte ein Novembermorgen wie viele andere sein können. Wäre der gestrige Abend nicht so extrem ausgeufert, dann hätte er wenigstens zwei, drei Stunden Schlaf gehabt. Eine knappe Stunde wurde daraus, zu wenig. Der Wecker holte Mike zu schnell und zu brutal wieder zurück. Dafür bezahlte er mit seinem mechanischen Leben. Nachdem Mike mehrfach hektisch und vergeblich nach dem Knopf zum Ausstellen gesucht hatte, landete der Wecker krachend an der Wand. Es war ein schöner großer Wecker mit zwei metallenen Klingeltöpfen, die von dem dazwischen verankerten Hämmerchen zu einem Höllenlärm getrieben wurden. Das Mike überhaupt den Weg aus dem Bett schaffte, war nur der Tatsache zu verdanken, dass der Dreckswecker nach dem Aufschlag weiter über den Boden zockelte und erbärmliche Töne von sich gab, wie ein verendendes Tier. Ein abgeschossener Vogel, der im Todeskampf um sich schreit, nicht mehr laut, aber dafür mit diesem unerträglichen hohen Schriebsen, das ihm keine andere Wahl ließ als aufzuspringen und seiner Wut freien Lauf zu lassen. Beim finalen Barfußtritt auf das scheppernde Etwas riss er sich auch noch die Ferse auf. Er blutete. Aber wenigstens war jetzt Ruhe.
Er holte tief Luft und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, mit gefühlten zwei Restpromille und einem stechenden Schmerz im Fuß gar nicht so einfach. Weckerklingeln bedeutete: Vier Uhr morgens. Bis halb fünf mussten sie den Wagen in der Firma abholen. Das hieß: Fünf Minuten für Katzenwäsche, anziehen, Ein Liter Wasser aus dem Kran trinken, Ein Liter aus der Blase ins Klo lassen, gegenüber bei Kalli klopfen.

Dort herrschte schon helle Aufregung. Das tägliche Spiel der Eskalation hatte seinen immer gleichen Lauf bereits angetreten. Elke war beim Versuch, ihren Lebensabschnittsgefährten zu wecken, schon bei wüsten Drohungen angekommen. Das hieß: Gleich kommt die nächste Stufe, kaltes Wasser in Kallis schlafendes Gesicht. Das wiederum brachte stets als Gegenreaktion zuerst sein wütendes Gebrüll, nach der zweiten Kaltwasserspülung Schläge und Elkes Geschrei. Mike konnte das heute nicht ertragen. Er sagte zu Elke: „Ich geh allein los, bin in einer halben Stunde mit dem Wagen da.“ und machte sich auf den Weg. 20 Minuten Fußweg zur Arbeit, heute durch einen fiesen kalten Nieselregen, der ihm auch die letzte Hoffnung auf einen halbwegs guten Tag raubte. Ein Auto konnte sich keiner von ihnen leisten, es war ein schlecht bezahlter mieser Teilzeitjob, die Kohle reichte grad zum Leben.

Mit jedem Schritt nahmen Kälte und Nässe ein Stück mehr Besitz von seiner Kleidung, mit jedem Atemzug an der frischen Luft wich der Restalkohol mehr aus seinem Körper und er fror wie ein Schneider. Als er erschöpft und fertig am Haus des Firmeninhabers ankam, galt es nur noch eine Herausforderung zu meistern: Er musste den Wagen aus dem Hof holen. Eigentlich kein Ding, den Schlüssel für das schmiedeeiserne Hoftor hatte er an seinem Bund. Jedoch lauerte in diesem Hof ein Hund. Bully hieß er, ein passender Name. Die Familie des Inhabers hatte ihnen beim Antritt ihres Jobs versichert, dass der Hund jeden Abend von ihnen persönlich im Zwinger eingeschlossen werde, sie bräuchten sich keine Sorgen zu machen. Sorgen machte Mike vor allem, dass dieses Tier weniger einem Hund glich als einer mannsgroßen Mordmaschine. Da diese Bestie bei jeder kleinsten Bewegung wie ein tollwütiger Ork laut kleffend gegen den Zaun seines Zwingers sprang, war sie zum Glück gut zu orten. Mike hatte trotzdem einen Mordsschiss vor dem Hund. Er hatte es einmal erlebt, dass die Familie vergessen hatte, Bully abends wegzusperren. Und an jenem Morgen war der Mörderhund nicht gegen den Zaun seines Zwingers gesprungen, sondern gegen das schmiedeeiserne Tor, als Mike sich diesem näherte. Die Vorstellung, das Tor wäre dabei aufgegangen, hatte ihn danach einige Nächte lang verfolgt.

Aber an diesem Morgen war alles anders. Kein Geräusch aus dem Hof. Oh Gott, was war das denn nun? Mike klopfte vorsichtig mit dem Schlüsselbund an das Eisentor. Keine Reaktion. Er spinzte durch die Stäbe, doch es war noch viel zu dunkel, um irgend etwas im Hof erkennen zu können. War der Köter tot? Bully war bisher nie durch Verschlagenheit, sondern eher durch pure Aggression aufgefallen. Kaum vorstellbar, dass der wirklich irgendwo lauerte. Wenn er da war, musste er Mike gehört haben. Oder hatten ihn die Inhaber bei einer ihrer exzessiven Feten besoffen gemacht und er schlief irgendwo seinen Rausch aus? Mike fiel nichts anderes ein, als sich langsam vorzutasten. Er entriegelte das Schloss, und begann das Tor millimeterweise zu öffnen. Immer noch keine Reaktion aus dem Hof. Als das Tor soweit geöffnet war, dass er gerade seinen Kopf hätte durchstecken können, blickte er direkt in 2 glühende Kohlen und ein heißer Atem schlug ihm knurrend ins Gesicht. Mike blieben für einen Sekundenbruchteil Herz und Verstand gleichzeitig stehen und er riss in Panik das Tor mit Gewalt zu. Im gleichen Augenblick versuchte sich Bully durch den geöffneten Türspalt auf ihn zu stürzen. Dabei wurde seine Schnauze kurz in der Tür verklemmt und die Kreatur explodierte in wütendem Schmerz. 

Mike stand mit weit aufgerissenen Augen vor dem Tor und irgendetwas in ihm schaltete alle Empfindungen ab. Das war eindeutig zu viel für einen Tag wie diesen. Bully lag blutend und wimmernd hinter dem Tor. Mike empfand weder Kälte noch Angst, als er nun das Tor öffnete und den Hof betrat. Bully sah ihn kurz an und verzog sich dann ängstlich heulend in seinen Zwinger. Dieser Hund konnte ihm keine Angst mehr machen. Zumindest heute nicht.
Mike schnappte sich den Pickup und düste los. Eigentlich sollte er jetzt Kalli abholen, doch heute drehte er seine Runde lieber alleine. Denn das Elend um Kalli und Elke würde er heute nicht auch noch ertragen können.

Als sein Chef ihn nach der Schicht fragte, was denn morgens losgewesen sei, zuckte er nur mit den Schultern und sagte „Einfach ein Scheißtag heute.“

06 November 2016

Wochenende der Zukunft

Die Zukunft war auf vielfältige Weise das beherrschende Thema des bisherigen Wochenendes. Am Freitag starteten Fabienne und ich mit der Ergebnispräsentation des Andernacher Leitbilds 2030 "Expedition Zukunft". Ich muss gestehen, ich hätte mir mehr erhofft. Eine größere Bürgerbeteiligung bei der Ermittlung der Zukunftswünsche, einen höheren Anteil von Andernachern (52%) bei der Befragung, ein größeres Interesse an der Bekanntgabe der Ergebnisse. Die Mittelrheinhalle war vollbestuhlt, aber nur spärlich gefüllt.

Ob es daran lag, dass der Termin erst 3 Tage vorher in der Presse veröffentlicht wurde, ob die Mehrheit der Andernacher das Projekt Leitbild in der Form nicht trägt, oder ob es den meisten Andernachern egal ist, wie es in ihrer Stadt weitergeht, ich kann's nicht sagen. Viel Überraschendes war auch nicht in den Ergebnissen zu finden. Die Wünsche der Bürger ähnelten denen in anderen Städten, bessere Freizeitmöglichkeiten in der Innenstadt wünscht man sich, eine Belebung des Einzelhandels ebenso. Der beliebteste Leitspruch ist "Andernach, die essbare Stadt". OB Hütten moderierte in gewohnt lockerer Art, am Ende wurden die Losnummern der Tombola-Gewinner gezogen, keiner der Gewinner war anwesend. Höflicher Beifall, Ende der Veranstaltung.
Danach war die Lange Lesenacht, die wir eigentlich besuchen wollten, bereits in der zweiten Hälfte, so dass wir uns entschlossen, den Abend lieber bei Rossana mit Pizza und Salat ausklingen zu lassen.
Zukunft ist auch Fabiennes geplanter Südafrika-Aufenthalt nach dem Bachelor, der leider immer noch nicht endgültig bestätigt ist.

Der freundliche Roboter

Heute gab es in der Nacht der Technik noch viel mehr Zukunft zu bestaunen. Während Fabienne der Abenteuerlesung von der Titanic lauschte, wurde ich von BauKo-Solar über die Möglichkeiten von Photovoltaik in Kombination mit Akku und Wärmepumpe informiert. Den aktuellen Stand im Bereich "Künstliche Intelligenz in Smart Machines" beleuchteten Dr. Ulrich Eberl und Prof. Dr. Ulrich Furbach auf sehr anschauliche Art und Weise, Thilo Kaupisch vom DLR nahm uns mit ins All auf den Spuren von R2D2.

Aliens im Rhein

Dr. Eberl teilte mir im Anschluss zu meiner Beruhigung mit, dass die Asimov'schen Robotik-Gesetze in der Wissenschaftsszene tatsächlich ein Maßstab sind, an dem sich viele orientieren, wenn auch heiß diskutiert, da die Militärforschung naturgemäß andere Ansichten hat über die "License to Kill".
Nach soviel Information tat ein Aufenthalt im kleinen Cafe gut, viel Input erfordert irgendwann viel Pause und mindestens einen Espresso. Zum Abschluss lauschten wir Dr. Franz Schöll bei der Geschichte der Aliens im Rhein.

Nun sind zwei schöne Tage vorüber, ich bin bettmüde und freue mich auf meine Zukunft.

31 Oktober 2016

Marius un-plaqued

Die große Werkschau des dürren Herings ist angelaufen. Er geht langsam auf die 70 zu und inszeniert sich mal wieder selbst. Ich hab das MTV-Konzert nicht gesehen, konnte aber gestern Abend Teile einer Doku verfolgen und heute bei Facebook Tausende Kommentare dazu sehen (gelesen hab ich nur einen Teil davon).

Er polarisiert, die Emotionen bei Fans und Gegnern schnellen hoch. Manch einer kriegt Plaque beim heutigen Marius. Sobald auf einer Fanseite nach vielen Liebes- und Vergötterungsbekundungen EINER schreibt, er könne den Typ nicht ab und halte ihn für ein arrogantes geldgeiles Arschloch, wird er umgehend als dumm, krank, empathielos oder menschenverachtend beschimpft. So weit so gut, das unterscheidet sich wahrscheinlich nicht von der Fanseite eines Costa Cordalis oder einer Helene Fischer. Ich widerstand der Versuchung, so etwas wie einen "vernünftigen" Kommentar zu schreiben und überlege nun selbst, wie es um mein eigenes ambivalentes Verhältnis zu diesem Künstler bestellt ist.

Als mein Kumpel Franz damals die LPs Pfefferminz, Sekt oder Selters, und Stinker in unsere erste WG mitbrachte, war er mir ein wenig suspekt. Der Marius, nicht der Franz natürlich. Den TAXIMANN aus seiner ersten LP grölten wir alle mit, der war ein Renner in der Musikbox unserer Stammkneipe. Und JOHNNY WALKER bot sich ebenso zum Suffgrölen an. MIT PFEFFERMINZ BIN ICH DEIN PRINZ war einfach frech und witzig, jedoch mit SEXY und DICKE tat ich mich sehr schwer, das schreckte mich eher ab. GERTI hingegen fand ich sehr originell.

Erst 5 Jahre später, als mich die LP Das Herz eines Boxers völlig flashte, fiel mir auf, das auch auf den eben genannten Alben auch Perlen wie GUTE NACHT, HERMANN oder DER JUNGE AUF DEM WEIßEN PFERD zu finden waren. Bei allem, was mir in diesen ersten 10 Jahren so gefiel, wirkte Marius auf mich immer so, als müsse er sich nicht verstellen, als sei der rotzig-trotzige Schmock wirklich ein Teil von ihm. Das wirkte natürlich manchmal provokativ, manchmal arrogant, manchmal beides zusammen, aber es fühlte sich echt an. Der kleine Möchtegern-Rocker, unbeholfen, mit Schiss in der Buxe, den er mit lautem Singen übertönt. Ich zeig's euch! Mich kriegt ihr nicht klein! Theo gegen den Rest der Welt. "Was iss'n das für'n lahmer Zock hier!". Diese sympathische Form der Arroganz des Underdogs fasziniert mich bis heute.

Allerdings habe auch ich mich fremdgeschämt, als ich irgendwann seine optische Wandlung zum blasierten Lackaffen im weißen Armani mit ansehen musste, auch ich habe ihn damals stante pede aus dem Kreis meiner Helden verbannt.

Marius 2008

Irgendwann las ich dann wieder ein Interview mit ihm und hatte das Gefühl, dass die Lackaffen-Armani-Attitüde eigentlich nur ein Ausdruck dessen ist, was er schon immer war: Der kleine Underdog, trotzig-rotzig, wenns ums Auflehnen gegen das Establishment geht, der aber sehr unbeholfen ist, wenn er plötzlich selbst Teil dessen geworden ist, was er vorher angerotzt hat.
Und dieses Gefühl höre ich immer noch aus vielen Dingen raus.

WEIßT DU DASS ICH GLÜCKLICH BIN:
"... und ich glaub nicht an Götter, die mit der Hölle mir droh'n! ...."
"....und der Neid wird im Meer verglühn, WEIL ICH WILL, dass es das gibt!....."

Aber auch FREIHEIT, ES GEHT MIR GUT, NARBENHERZ, LASS UNS LEBEN, WIEDER HIER, NIMM MICH MIT, DEPRESSION, ES GEHT WEITER, GANZ UND GAR und einige andere sind wirkliche Lieblingslieder von mir geworden. Seither wirkt die vermeintliche Arroganz auf mich eher so, als sei es die alte Rebellenpose und er merkt einfach nicht, wie albern die im Armani-Look wirkt. Und so mag ich diese Songs und auch ihn weiterhin. Lasst ihn ruhig manchmal arrogant wirken. Er darf das!


06 Oktober 2016

Der große Blick - vor und zurück

Heut Abend bin ich bei einer kleinen Ägypterin im Internet über einen Sinnspruch gestolpert, der mich sehr berührt hat:


Das Ziel eines glücklichen Lebens? 

Denken was wahr,
fühlen was schön,
und wollen was gut ist.
(Platon)

Das ist ein schönes Ziel, das wahrscheinlich kein fehlbarer Mensch jemals erreichen wird, aber in die Richtung dieses Ziels zu gehen, fühlt sich für mich super gut an.

Zu erkennen, was wahr und was unwahr ist, kann schon manchmal schwierig sein. Es hat auch niemand gesagt, dass es einfach ist. Danach zu suchen, fühlt sich richtig an. Dabei zu erkennen, dass es verschiedene Wahrheiten gibt, ist wichtig. Sich nicht zu belügen mit seinen eigenen Gedanken, das kann man üben.

Was schön ist, empfindet auch jeder anders. Es gibt z.B. optisch kosmetische Schönheiten, die empfinden manche Menschen als schön. Auf mich wirkt eher eine Ausstrahlung, die von innen kommt, magisch anziehend, das ist für mich schön. Ich zitiere hier nochmal meinen Lieblings-Herbie in seinem Lied über die Stadt, die wir lieben:

Du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau,
Du liebst Dich ohne Schminke!
Bist ne ehrliche Haut, leider total verbaut,
aber grade das macht Dich aus!

Diese Art der Schönheit berührt mich am meisten.
Beim Erkennen von Gut und Böse neige ich zur uralten Erkenntnis: Eigentlich weiß jeder grundsätzlich, was gut und was böse ist. Das ist in uns verankert, und auch wenn wir manchmal tief in uns hineinblicken müssen, können wir es sehen, wenn wir wollen.

Das ist mein Blick nach vorn, so will ich versuchen, durchs Leben zu gehen. Gleichzeitig bin ich durch meine Schreiberei auch wieder mit der Retrospektive beschäftigt. Da wurden alte Geschichten wieder aufgerührt, die ich längst verarbeitet glaubte. Da zeigen mir alte Geschichten beim Niederschreiben plötzlich neue Aspekte, die bisher für mich im Verborgenen lagen, die ich trotz mehrfachem Hinschauen einfach nicht gesehen hab.

Insbesondere wird mir anhand einiger Episoden meines Lebens bewusst, wie gut andere Menschen zu mir waren, wie oft mich Freunde und Bekannte aufgefangen haben, über vieles großzügig hinweg gesehen haben, was ich so alles an Mist fabriziert habe. Mir wird immer mehr klar, wie wenig ich bisher zu schätzen wusste, was Andere mir an Hilfe gaben, wie selbstverständlich das für mich war. Ja, wie berechnend ich das teilweise in die Wege geleitet habe, um hinterher drüber weg zu sehen. Das tut im Rückblick schon weh.

Heute ist das Meiste nicht mehr zu korrigieren, zu entschuldigen, gut zu machen. Manch einer der Helfer lebt gar nicht mehr. Und es wär auch blöd, 35 Jahre später zu jemand "Sorry" zu sagen. Heute kann ich wahrscheinlich nur versuchen, das Leben anders anzugehen und zu zeigen, dass ich auch anders kann. Und zu wissen um die eigene Fehlbarkeit und Selbstgerechtigkeit. Ich hör dabei gern meinem alten Idol Georg Danzer zu, der sich schon sehr früh über sowas Gedanken gemacht hat in seinem Lied

Traurig aber wahr
DASS DER MENSCH GERN GUAT SEI MÖCHT
HÜLFREICH, EDEL UND GERECHT
DASS IN IHM EIN ENGEL STECKT
UND ER NUR DEN TEUFEL WECKT
DASS ER A GEWISSEN HAST
DAS IHM NIE DES FALSCHE RAT'
DASS ER ABER DRÜBER LACHT
UND ERST RECHT DES FALSCHE MACHT
UND DASS I TIAF IN MIR DRIN
SÖWA SO EIN OASCHLOCH BIN
TRAURIG ABER WAHR


04 Oktober 2016

Nepper, Schlepper, Telekomiker


Das ist ja mal wieder ein Hammer-Angebot der Telekom:



Hier ist man preislich schon vergleichbar mit den Sonderangeboten der Konkurrenz. Vodafone bietet ziemlich exakt das gleiche zum gleiche Startpreis an. Super! Aber was hat das kleine Sternchen hinter dem Preis zu bedeuten? Bestimmt nix Wichtiges, sonst würde es ja direkt dabei stehen. Bestimmt nur Kleingedrucktes, was keine Sau interessiert. Oder?
Ja da ganz rechts unten, da steht doch noch was. Ich zoome mich mal ran, ist ein bisschen klein und blass. AHA, jetzt hab ichs:


für 12 Monate

danach ab 44,95 €

Jetzt kann man's lesen, oder?


Immerhin, die Konkurrenz von Vodafone hat das Online-Angebot optisch fast identisch aufgebaut, Preis anfangs ebenfalls 19,95 €, nur steht rechts unten

ab dem 13.Monat
39,95 €

Mindestvertragslaufzeit bei beiden übrigens 24 Monate

Man stelle sich einmal vor, der Metzger unseres Vertrauens würde uns die wöchentliche Lieferung eines Wurst- und Fleischpakets für 19,95 € anbieten, aber ab der 13. Woche das gleiche für 44,95 €. Mindestvertragslaufzeit 24 Wochen. Den würden wir doch fragen, ob er den Überblick verloren hat und ob er jetzt unter die Täuscher und Trickdiebe gegangen ist.Bei der privaten Konkurrenz ist man das RTL-Niveau gewohnt, aber dass die einstmals seriösen Telekomiker sich jetzt auch solcher Tricks bedienen, um Kundschaft an Land zu ziehen, finde ich schade.

30 September 2016

Leben so wie ich es mag

Mir ist das alte Lied von Volker Lechtenbrink schon immer sehr nahe gegangen.


Leben so wie ich es mag
Leben spüren Tag für Tag
Das heißt immer wieder fragen
Das heißt wagen und nicht klagen
Leben so wie ich es mag

Und heute wie auch in den letzten Tagen ist diese Frage in Bezug auf mein eigenes Leben oft durch meinen Kopf gegeistert. Was mag ich? Und was mag ich nicht? Dabei ist mir vieles ein- und aufgefallen, was auf den ersten Blick nicht so wichtig ist, nicht so das große Thema des Lebens ist, was aber ein bestimmtes Lebensgefühl widerspiegelt und deshalb für mich wichtig ist.
Ich mag ich es beispielsweise, mit meinem Verein mitzufiebern. Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt.

Ich mag es, diese Hymne zu hören, mit der Gröni seine Liebe zu dieser Stadt und zu diesem Verein ausdrückt. Das, was er an dieser Stadt so schätzt, lässt sich in vielen Punkten auf mein Wunsch-Menschenbild übertragen.

du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau,
du liebst Dich ohne Schminke, bist ne ehrliche Haut,
leider total verbaut, aber grade das macht Dich aus!

du bist keine weltstadt, auf deiner königsallee
finden keine modenschauen statt
hier, wo das herz noch zählt, nicht das große geld
wer wohnt schon in Düsseldorf?

Ich mag es, mich doll zu freuen, wenn meine Jungs gewinnen oder mich ein wenig zu grämen, wenn es nicht so läuft. Ich mag es auch, mit Freunden darüber zu frotzeln, so oder so.

Ich mag RedBull Leipzig nicht, weil das ein gnadenlos kapitalistischer Kackverein ist, aber ich mag es, niemals auf einen Leipziger Sieg zu tippen, auch wenn ich dadurch niemals die Tipprunde gewinnen könnte.

Aber es gibt natürlich auch außerhalb des runden Leders Mögenswertes:

Ich mag es, mich im Kreis von guten Freunden gemocht zu fühlen.
Ich mag es, Zeit für mich zu haben.
Ich mag Menschen, die einen Arsch in der Hose haben.
Ich mag es, kontrovers zu diskutieren, ohne verletzend zu sein.
Ich mag es, bei unterschiedlichen Sichtweisen gemeinsam gute Lösungen zu erarbeiten, konstruktiv und konsenswillig, offen und ehrlich.
Ich mag es, unterschiedliche Sichtweisen stehen zu lassen, wenn kein Konsens zustande kommt.
Ich mag es, sich trotz unterschiedlicher Sichtweisen zu mögen.
Ich mag Menschen, die für ihre Überzeugung Nachteile in Kauf nehmen.
Ich mag Menschen mit Demut gegenüber dem Universum.
Ich mag es, mich selbst ob dieser Wunschvorstellungen zu hinterfragen.
Ich mag melancholische Schönheit.
Ich mag morbiden Charme.
Ich mag Vielfalt.
Ich mag Stille.
Ich mag 4-tägige Stadturlaube in mir unbekannten Städten.
Ich mag 2-wöchige Inselurlaube am Meer in mir bekannten Orten.
Ich mag Nachhaltigkeit, bio, fair und wirtschaftlich.
Ich mag die alten Lieder von Bernies Autobahn Band und der Gebrüder Engel.
Ich mag die neuen Songs von Radical Face und Death Cab for Cutie.

Ich mag keine Menschen, die sich über Ungerechtigkeit nur dann beklagen, wenn sie selbst einen Nachteil befürchten, sich aber, wenn sie davon profitieren können, über jeden Gerechtigkeitssinn hinwegsetzen.
Ich mag keine Menschen, die für sich alles wollen, am besten gratis und mit Garantie.
Ich mag keine Menschen, die mit falschen Karten spielen.
Ich mag keine Menschen, die mir gegenüber so tun, als würden sie mich mögen, und hinter meinem Rücken verbreiten, was ich für ein Arschloch sei.
Ich mag keine Menschen, die glauben, sie hätten die Wahrheit alleine gepachtet.
Ich mag solche Menschen nicht, aber ich hasse sie auch nicht.
Ich mag keinen Hass.

So, das musste einfach raus. Peace!

09 September 2016

Flussgeschichten von Andernach bis Bonn

Ein herrlicher Sommertag machte uns heute morgen Hoffnung auf einen schönen Betriebsausflug. Und diese Hoffnung erfüllte sich für uns komplett.
Wir legten pünktlich wollten um 9 Uhr pünktlich mit unserem Rheinschiff ablegen, aber ein einzelner Kollege kam erst um kurz nach 9, stellte aber am Ufer seine Sprintqualitäten unter Beweis. Kurz nach 11 in Bonn angekommen, verteilte sich die Belegschaft rasch in der ganzen Stadt. Pützchensmarkt, Bierkeller, Museumsmeile, Shoppingstraßen waren die bevorzugten Ziele. Wir, das waren Caroli, Ernestov und ich, spazierten gemütlich in den Botanischen Garten, wo es viele Gewächse aus aller Welt zu bestaunen und viele Bäume zu umarmen gab.
Eine Zeder zum Umarmen
Wir kamen mit einer Mitarbeiterin ins Gespräch, die uns erzählte, dass sie am Mittwoch mit ihrem Betriebsausflug in Andernach war und die essbare Stadt und den Geysir bestaunt hat. Zufälle gibt's...
Anschließend fanden wir das Bio-Bistro Villa Campus mit schöner Hofbestuhlung, ein echter Geheimtipp.
Bio-Bistro Villa Campus
Pizza und Pasta waren köstlich und bezahlbar, ebenso die Rhabarberschorle.
Nach dem Essen verbrachten wir die restliche Zeit mit dem Plündern von Buchhandlungen und Eis-Cafés.
Nun sitzen wir zufrieden wieder auf dem Schiff, gesättigt und mit Getränken versorgt, und fahren in den Sonnenuntergang. Ein herrlicher stressfreier Tag neigt sich dem Ende zu.

04 September 2016

Anleitung zum Glücklichsein:
15. Andernacher Kulturnacht 2016

Diesmal spielte der Wettergott mit. Ein schöner Sommerabend zauberte das richtige Ambiente in die Andernacher Innenstadt. Wir waren (wie immer) gut vorbereitet. Fabienne und ich hatten uns aus dem reichhaltigen Kulturprogramm je einen Fahrplan ausgearbeitet, in dem die Acts, die man auf jeden Fall sehen bzw. hören wollte, chronologisch so zusammen gestellt waren, dass wir einige Highlights gemeinsam erleben könnten. Dass das niemals alles perfekt klappt, dass nie der gesamte Fahrplan eingehalten wird, ist eh klar. Aber als Rahmenplan ist das schon ne gute Sache.
Der Anfang um 18 Uhr im Kunstdorf ist schon traditionell, durch freudige Wiedersehen mit alten Bekannten war schon um 18:20 die erste kleinere Inkonsistenz im Zeitplan eingetreten. Aber das war uns dann auch egal und wir bestätigten von nun an unseren Ruf als Kulturnachtschwärmer.

Unterwegs von einem Event zum nächsten trafen wir auf Stelzengänger und an jeder 2.Ecke auf eine Band.
Das Trio Contraire auf der Naturbühne hinter der Christuskirche war ein echter Hinguckerhörer. Die anschließende lustige Lesung von Herrn Buchinger und seinen WORTLAUTEN Damen in der Stadtbücherei (Thema: Anleitung zum (Un)glücklichsein) bot uns eine kurzweilige Atempause in der mittlerweile gut gefüllten Stadt. Der Weg über die Hochstraße mutierte teilweise zum Pogo-Walk, so groß war der Zuschauerandrang.

Von den Bad Smurfs konnte ich leider im Vorübergehen nur kurz hören, dass die Sängerin eine geile Stimme hat. Aber der nächste Act wartete schon: Am Läufkreuz spielte das Ensemble des TiK mit meiner Kollegin Fatima sensationell gute pantomimische Szenen, die den Begriff der Freiheit durch die deutsche Geschichte führten. Von "Pommerland ist abgebrannt" über niedergeknüppelte Protestbewegung bis zum Mauerfall, das rührte mich teilweise so an, dass die Augen Wasser gaben.

Das TiK (Theater im Keller)

Dann mein nächstes persönliches Highlight: Der Obertongesang von Georg Holtbernd und Ruth Stöcker  im Mariendom. Was diese beiden ihren Kehlen und Instrumenten an Tönen entlockten, brachte mich immer wieder dazu, die Augen zu schließen und meine Seele in diesen sphärischen Klängen mit schweben zu lassen. Fantastisch!
Danach legten wir eine Ruhepause an der Eisdiele ein. Ich durfte anschließend noch meinem Kollegen Guido zujubeln, der als Frontmann der Band Heavens a Beer den Stadthausplatz wirklich rockte. Die vielen mitsingenden, klatschenden und tanzenden Leute zeigten, dass die Jungs richtig gute Laune verbreitet haben. Äfeler Mundart-Rock zum Mitsingen.

Heavens a Beer

Den Abschluß machte Feuerzauberer Lemmi am Läufkreuz mit spektakulären Jonglagen (sagt man das so?) und einem genauso rasanten Mundwerk. Gegen halb eins waren wir dann wieder zu Hause und genehmigten uns noch einen Abschluss-Espresso.
Fazit: Wie jedes Jahr ein richtig schöner Abend, viel gehört und gesehen, gefühlte 73 Freunde, Bekannte und Kollegen getroffen. Toll, dass Fabienne wieder mit dabei war. Und ein dickes Lob an die Kolleg*Innen vom Andernacher Kulturamt. Was die auch dieses Jahr wieder mit wenig Mitteln auf die Beine gestellt haben, war beeindruckend. Die Andernacher Kulturnacht ist ein echtes Highlight am Mittelrhein geworden.

02 September 2016

"Geht gleich los!" bei DEUTSCHE BAHN

Das haben wir in den letzten beiden Wochen des öfteren gehört, scheint so ne Fehmarn'sche Redewendung zu sein. Im Restaurant, "Wir möchten bitte zahlen!" - "Jou, geht gleich los!". "Wir hätten gern noch 2 Bier!" - im Vorbeilaufen "Geht jetzt los!". Und dann ging's auch los.

Heute morgen allerdings fahren mich die Freunde und Gastgeber zum Bahnhof. Am Bahnsteig, schnell nochmal (zum 3.Mal) aufs Ticket geschaut, ok, WAGEN 12, PLATZ 56, 1.Klasse, Nichtraucher. Burg ist ein Sackbahnhof, oder besser ein Sackgleis. Wir rätseln noch, ob die 1.Klasse vorn oder hinten sein wird, weil sich nach der Weiterfahrt ja vorn und hinten gedreht haben. Ich mutmaße nach meinen Erfahrungen mit der Deutschen Bahn, dass es wahrscheinlich da sein wird, wo ich nicht stehe. Wir bleiben am Kopfende des Bahnsteigs stehen. Und dann rollt der Zug ein - zuerst kommt die Lok und dann Wagen 11, 1.Klasse. Ich kann mein Glück kaum fassen, hab mich schon mit schwerem Koffer und Rucksack ans andere Zugende hecheln sehen, als nächstes hält direkt vor meiner Nase: WAGEN 13, 2. KLASSE. Wo ist Wagen 12?

Wo ist Wagen 12?

Hmmh, was nun? Dieser Zug als einzige Direktverbindung zwischen Fehmarn und Nürnberg wird erfahrungsgemäß spätestens ab Bremen richtig voll. Zum Glück erscheint freundliches Zugpersonal am Bahnsteig. Eine Bedienstete in Uniform erklärt mir auf Nachfrage, dass ich Wagen 12 gar nicht reserviert haben könne, weil der erst in Hamburg angehängt wird. Ich müsse mich wohl verlesen haben. Als ich dann zum 4.Mal das Ticket kontrolliere und es ihr zeige, bewirkt dies bei ihr Kopfschütteln und allgemeine Ratlosigkeit. Meine Bemerkung, dass es sicher auch in Wagen 11 einen Platz 56 gebe, quittiert sie mit einer hochgezogenen Augenbraue.
Dann kommt ihr der männliche Kollege zur Hilfe. Auf dem Weg zu Wagen 11 teilt er mir mit, dass man derzeit mangels Strom keine Reservierungen sehen könne. Ich schwinge mich daher erstmal auf Platz 56 in Wagen 11, einen schönen Fensterplatz in einem gänzlich leeren 6er-Abteil. Als kurz darauf die Reservierungen wieder sichtbar sind, weist er mir freundlich den Platz 26 zu, 5 Abteils weiter, in einem ebenso leeren bahn.comfort-Abteil. Hier ist die Chance sehr groß, bis zum Ausstieg eine unbeschwerte Heimfahrt genießen zu können.
Wir rollen los, die Freunde winken am Bahnsteig, die Sonne scheint, ein Tränchen kullert. Und ich erwarte sehr gelassen, welche Überraschungen mir die Deutsche Bahn heute noch bietet.

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Zwischen Lübeck und Hamburg erste kurze Stopps auf offener Strecke, "Technische Betriebsstörung" oder so ähnlich. Ankunft in Hamburg ein paar Minuten später. Weitere Ansagen. An der Zugspitze soll nicht nur der ominöse WAGEN 12 angehängt werden, sondern noch 3 weitere Wagen. "Reisende in der 2.Klasse, die ihre reservierten Plätze nicht finden, können an der Zugspitze nach freien Plätzen in der 2.Klasse suchen" oder so ähnlich. Anschließend Völkerwanderungen drinnen und draußen.
Ich sitze gemütlich in meinem bahn.comfort-Abteil, wo sich nach und nach weitere Gestrandete einfinden. Es ist geräumig und ruhig hier - und moderat klimatisiert.
Wir verlassen Hamburg mit mehr als 20 Minuten Verspätung, meine Zeitplanung scheint aufzugehen. Dass der Zug planmäßig um 16:46 in Koblenz eintrifft, war so wahrscheinlich wie der Friedensnobelpreis für Donald Trump. Da ich erst 1 Stunde später am Bahnhof abgeholt werden kann, könnte diese Planung aufgehen.
Wie sockt unser Kaiser Franz, der Unsägliche: Schaumama!

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Zwischen Bremen und Osnabrück reduzierten wir die Verspätung durch den couragierten Fahrstil des Zugführers auf eine knappe Viertelstunde, was jedoch nach einigen Schleich- und Bummelpausen auf einsamer Landpartie in Münster schon wieder Geschichte ist. Immerhin erfuhren wir unterwegs mittels mehrsprachiger Durchsagen, dass Reisende nach Holland ein Problem haben, da der Zug nach Amsterdam diesmal nicht in Münster halte. Grund seien defekte Oberleitungen in den Niederlanden. Vielmehr sollen Amsterdamfahrer von Osnabrück aus mit dem Regionalzug zu einem mir bis heute unbekannten Grenzstädtchen fahren, von dort würde die niederländische Bahn Ersatzbusse bereit stellen. Man solle den örtlichen Ansagen lauschen. Nach unseren diesbezüglichen Erfahrungen bei der Amsterdam-Tour im Juni diesen Jahres ist zu befürchten, dass man in den nächsten Tagen einige Gestrandete auf verlassenen Bahnhöfen zwischen Neuß und Nevertown einsammeln muss, die diesen Hinweisen Glauben geschenkt haben. Wir erreichen gleich Dortmund und ich bleibe meinem bahn.comfort treu.

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Auch der letzte Teil der Reise verläuft ohne Zwischenfälle. Allerdings steige ich schon in Bonn aus und fahre von dort direkt mit dem Regionalexpress nach Andernach. Eine liebe Freundin holt mich am Bahnhof ab und bringt mich nach einem Thai-Happen nach Hause. Spätestens als ich überlegen muss, welcher Schlüssel auf meine Haustür passt, wo denn die Espressotassen stehen und was meine letzte Notiz auf dem Block überhaupt bedeuten soll, weiß ich, dass ich 2 Wochen lang ganz weit weg war.

Petra schreibt mir eben, dass Jessy immer noch um die Hütte läuft und schnuppert und mich zu suchen scheint. Sie sieht ein wenig traurig aus. Das geht mir jetzt doch nah. Jessy, ich komme wieder!

Jessy neben der (leeren) Wohnhütte



01 September 2016

Abschied im Piraten-Nest

Der letzte Abend auf der Insel ist da. Wir sitzen gemütlich im Wintergarten und lesen, schmauchen, schreiben. Heute nachmittag konnte ich noch Hardys Schwester kennen lernen, die mit ihrem Angetrauten ebenfalls auf der Insel Urlaub macht.
Das 3. Thommie-Bayer-Buch ist ausgelesen, der dicke SciFi-Schmöker "Das Objekt" von John Sandford und CTEIN muss nun für heute und die morgige Zugfahrt dran glauben.

Piraten im Nest

Für das Abschiedsessen heute Abend hatte Petra das Piraten-Nest in Orth vorgeschlagen, was sich als hervorragende Idee erweisen sollte. Mit Freunden auf der hölzernen Hafenterrasse sitzen, den Sonnenuntergang bei köstlichen Matjes, Brathering und "Calamares groß" beobachten, das erwärmte trotz einsetzender Abendkühle Bauch und Herz. Wer im Sommer Fehmarn besucht, sollte sich das nicht entgehen lassen.
Und so genieße ich den letzten Abend im Wintergarten und ahne (und hoffe), dass dies nicht mein letzter Besuch auf der Insel sein wird.


31 August 2016

So langsam .....

... geht die schöne Zeit des Entspannens, Ausschlafens, Lesens und gut Lebens zu Ende. Meine Freunde und Gastgeber haben mir eine sehr schöne Zeit bereitet. Ein wenig rührselig werd ich schon, wenn ich daran denke, übermorgen früh im Zug nach Hause zu sitzen.
Gleichzeitig freue ich mich aufs Heimkommen, auf die Freunde daheim, auf die Kulturnacht, den Schreibkurs, die Arbeit Heimat.
Heut mittag hab ich "Weißer Zug nach Süden" von Thommie Bayer im Buchladen abgeholt und schon halb gelesen. Für die Zug-Lektüre muß wohl ein anderes Buch herhalten.
Aber auch hier wie bei den "Seltenen Affären" gilt: Ich kann schlecht aufhören. Obwohl die Geschichte eigentlich unspektakulär ist, will ich immer wissen, wie es weiter geht und kanñ das Buch schlecht aus der Hand legen.
Und übermorgen geht mein Zug nach Süden.....

30 August 2016

Feige Ziege in Lübeck

Ein Ausflug ins schöne Lübeck stand heute auf dem Programm. Lübeck liegt ungefähr in der Mitte zwischen Fehmarn und Hamburg, von wo Maren ebenfalls per Zug anreiste. Wir hatten uns lange nicht gesehen und daher gab es viel zu erzählen.
Kischstreusel = Gaumenfreude
Eine kurze Rast in Lübecks erster Bio-Konditorei bescherte mir einen leckeren Kirschstreusel, auf unserem weiteren Spaziergang über die Altstadtinsel plünderten wir Buchläden, Zigarrengeschäfte und Cafés, am Ende landeten wir in der neuen Kultur-Rösterei.
Große und kleine Stullerei
In einem schönen Innenhof wurden Kleinigkeiten auf einem Mobilar komplett aus Europaletten angeboten. Das im gleichen Gebäude auch die Geschäftsstellen von Amnesty und Greenpeace untergebracht sind, war eigentlich logisch und passend. Wir entschieden uns lukullisch für die Stullerei, meine Feige Ziege war exzellent. Auch der Espresso Doppio zum Nachtisch, mit einer geschmauchten Knakjes als Zutat, war bombig.
Innenhof, Palettenmöbel, Greenpeace-Büro: Genau meins
Kurz nach 7 machten wir uns wieder auf den Heimweg, jeder auf seinen. Pünktlich in Burg angekommen (Deutsche Bahn -Pünktlich!!), hatte sich diesmal das Busunternehmen Autokraft entschieden, ein paar kleine Widrigkeiten einzustreuen, wie ich es sonst nur von der Deutschen Bahn gewohnt bin. Der letzte Bus, der eigentlich die ankommenden Bahnreisenden aufnehmen sollte (so war es im Fahrplan im Internet zeitlich abgestimmt), fuhr lt. Fahrplan an der Bushaltestelle Bahnhof nicht mehr dort ab, sondern am Stadtpark. Na gut, 200 Meter weiter gelatscht. Dort war der Fahrplan an der dunkelsten Stelle der Straße aufgestellt. Nicht lesbar ohne Hilfen. Na gut, mit der Handy-Taschenlampe gings. Und siehe da: Plötzlich war über der letzten Spalte ein Telefon-Symbol angebracht. Erklärung unter dem Plan: Diesen Bus müssen sie vorher telefonisch bestellen. Aber nur während der Geschäftszeiten bis 16:45 Uhr. Super! Na gut, zurück zum Bahnhof, mit dem Handy die Taxi-Zentrale angerufen. 2mal versucht, sie anzurufen. Nur Störungen, kein Gespräch möglich.
Ich hab ja Übung mit sowas. WhatsApp geht, Nachricht an die Freunde und Gastgeber, die schicken eine Taxe vorbei, 10 Minuten später sitze ich gut gelaunt im Wintergarten und schreibe in mein blog.
Das Leben kann soooo schön sein .....

29 August 2016

Zaubertrank und frisches Dorschfilet

Nachdem ich gestern wegen zuviel Müßiggang zuwenig Lust zum Kochen hatte, ging uns heute morgen der Zaubertrank aus.
LeckerZaubertrank

Also wurde heut mittag geschnippelt und gekocht und durchs Sieb gedrückt, angekühlt und in Flaschen abgefüllt, damit Hardy auch nach meiner Abreise weiter sein morgendlichen Schnäpschen genießen darf. 
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Unsere anschließende Fahrt zum Hafen nach Burgstaaken diente neben dem Erfreuen an der schönen Hafenkulisse auch der Versorgung mit frischem Fisch. Im Fehmarnschen Fischlädchen erstanden wir u.a. fangfrischen Dorsch.
Hafenszenario Burgstaaken

Den fehlenden Salat zum Abendessen konnte ich anschließend in Burg mitnehmen. Natürlich besuchte ich bei der Gelegenheit auch den Insel-Buchladen. Ich hatte vorgestern in einer Rezension zum gerade verschlungenen aktuellen Buch von Thommie Bayer "Seltene Affären" gelesen, dass diese Geschichte zum Teil auf dem Vorgänger-Roman "Weißer Zug nach Süden" basiert. Müßig zu erwähnen, dass gerade dieses Buch nicht vorrätig war, ich werde es übermorgen abholen und wahrscheinlich so schnell verschlingen, dass ich mir für die Heimfahrt am Freitag etwas anderes einfallen lassen muss.
Sei's drum, ich freu mich auf die morgige Fahrt nach Lübeck und mein Treffen mit Maren.

28 August 2016

Gott schütze die Müßiggänger!

Der Brötchenbote kommt
 Für heute Abend ist der Durchzug einer Unwetterfront angesagt. Damit ab morgen der Sommer wieder weitergeht. Nach dem morgendlichen Brötchentrip und einem wunderbaren Teresenfrühstück überbrückten wir die Zeit im schattigen Garten.
Es mussten schwierige Entscheidungen getroffen werden: Wann und wo gehen wir heut Abend essen? Jeder, der in seinem Leben schon einmal vor solch schwierigen Entscheidungen gestanden hat, versteht, dass so etwas gut überdacht sein will. Gestern Steaks mit Ofenkartoffeln, vorgestern Scampipfanne mit Gemüse, davor Steaks mit Rucola-Salat, es soll ja nicht langweilig werden.
3 Müßiggänger (1 fotografiert)
Nach dem Mittagsschläfchen und eingehender Diskussion war klar: Zum Italiener nach Burg.
 Borgo Antico
Im Borgo Antico könnten wir tatsächlich noch einen Tisch reservieren - und die Pizza Al Porto mit Sardellen, Kapern und Thunfisch mundete vorzüglich, bei Petra noch abgerundet durch ein klitzekleines Schälchen Knoblauch. Mittlerweile sitzen wir im Wintergarten und der Regen prasselt ordentlich aufs Dach. Hardy bereitet sich mit einem Pfeifchen auf den Tatort vor, und ich schreibe allerlei unwichtige Dinge in mein blog.

27 August 2016

Speisen wie Gott in Fehmarn

Heute in Kurzform:
Minutensteaks, Ofenkartoffeln mit Rosmarin und Meersalzbutter, Tomaten-Mozzarella-Basilikum mit Olivenöl und Balsamico Crema, Häagen Dasz Vanilleeisund und Lavazza Blue Intenso. Göttlich!

26 August 2016

Lese-Tag

Der Hochsommer hält an, blauer Himmel und Temperaturen um die 30° sind die ideale Voraussetzung, den Tag im Schatten mit einem guten Buch zu verbringen.
Nur noch wenige Seiten
Thommie Bayer neuestes Werk "Seltene Affären" bettelt förmlich darum, an einem solchen Tag in einem Rutsch gelesen zu werden.
Meine Gastgeber verschwanden zwischendurch für 2 Stündchen zum Strand, während Jessy und ich uns mit Lesen und Dösen Beschäftigten.
Zum Ausgleich für diese schweißtreibenden Aktivitäten beschlossen wir heut abends auswärts zu speisen.
Geht gleich los!
Die Alte Meierei zwischen Hinrichsdorf und Vadersdorf lockte mit Garten und leckerer kleiner Karte. Wir wurden sehr freundlich bedient und all unsere Fragen und Bestellungen wurden mit "Geht gleich los!" bestätigt und auch umgesetzt.
Wieder zu Hause lassen wir uns auf der Terese den lauen Abendwind um die Nase wehen. Der Espresso, ein Intenso von Lavazza, bildet die perfekte Ergänzung des Abends. Einfach nur schön!

Ach ja, damit der Buchtipp nicht vergessen wird:
Schön zu lesen

25 August 2016

Trödeltag

Ein herrlicher Trödeltag neigt sich dem Ende zu. Das "Geschichte machen" im Buch von Stephen Fry war aufregend genug, die roten Knie bräuchten dringend Schatten, so dass das Aufregendste heute das Abendessen war. Nach einer Einkaufsradtour wurde daraus ein einzigartiger Salat mit 13 Zutaten, aber nur einem Geschmack. Das muss uns erst mal einer nachmachen. Dazu gegrillte Steaks und Brot mit Meersalzbutter, abgerundet durch Bier und Apfelschorle. Köstlich!
Insalata tredici ingredienti Gusto aglio
Freunde kamen noch vorbei zum Verabschieden, ihr Urlaub ist leider morgen zu Ende. Und so sitzen wir noch auf der Terese und sprechen über den phänomenalen Sternenhimmel, den es gestern hier zu bewundern gab. Ein solches Gefunkel in der Milchstraße, dass es mir schwerfiel, mich überhaupt am Nachthimmel  zu orientieren. Ich hoffe, das krieg ich nochmal zu sehen, diesmal mit installierter Sternatlas-App.

24 August 2016

Der Sommer beginnt

Für heute ist der reale Sommerbeginn auf Fehmarn gemeldet. Anders als im restlichen Deutschland ist er hier nicht an ein bestimmtes Datum gekoppelt, sondern errechnet sich in einer komplexen Formel aus personellen Faktoren wie genehmigten Urlaubsanträgen und Fahrplänen der Deutschen Bahn, gekoppelt mit einer Come-down-Komponente.
Oder, einfach ausgedrückt: Wenn ich auf Fehmarn ankomme, fängt nach einer ca. 3-tägigen Phase des Eingwöhnens, Schlafens und Runterkommens das gute Wetter an.
Daher bin ich heut morgen direkt nach dem Frühstück um Viertel nach Eins zur Ostküste geradelt, bewaffnet mit Decke, Handtuch, Saft und Buch. Ich habe das abgelegene Eckchen direkt wiedergefunden, wo man sich gut alleine niederlassen kann. Hier kann man ungestört dem Meer und den Möwen lauschen. Ab und an streunt mal ein Wanderer oder ein Steinesammler vorbei, oder ein Hund darf sich im Wasser vergnügen.
Blick nach Süden

Hier ist zum Glück der Hund begraben
Mein Buch, Geschichte machen von Stephen Fry, entfaltet in der 2. Hälfte spannende und überraschende Kapitel, ich muss mich nach 2 Stunden losreißen und auf den Heimweg machen, damit ich mir nicht den Pelz verbrenne. Das Radfahren gelingt zunehmend besser, so dass ich beschließe, noch einen Ausflug nach Burg zu machen.
Meine Gastgeber treffen heut Abend einen alten Bekannten, der mit dem Segelschiff in Burgstaaken anlegt, so dass ich nach dem Einkauf in Burg einen entspannten Leseabend mit Jessy im Wintergarten verbringe. Die Radlerei sorgt für eine angenehme Müdigkeit, und ein Espresso Intenso hält mich am Leben Lesen.

23 August 2016

Un giorno italiano

Auch der heutige Tag begann mit seltsamen Träumen, diesmal mit Menschen von meiner Arbeitsstelle. Eine Chefin, die vor Wochen keine zusätzlichen Telefone bestellen wollte, der am ersten Projekttag dann plötzlich einfiel, dass wir (=ich) doch besser noch schnell 5 Telefone beschaffen sollen.
Kollegen aus anderen Fachbereichen, die plötzlich die Arbeit einstellen. Ich, der nicht mehr weiß, ob das Projekt im Juz oder im HdF stattfindet und sich auf dem Weg dorthin in den 3.Stock eines Kaufhauses verirrt, wo sich seltsamerweise eine Seniorenpflege befindet, aber keine Ausgangstür zu finden ist. Schräg, sehr schräg.
Klar, das ich von einem solch verstörenden Traum schon sehr früh geweckt wurde, kurz nach 10 war's erst, als ich mich an einen reich gedeckten Frühstückstisch setzen durfte.

Wo Elfen werkeln

Die anschließende mittägliche Shoppingtour führte die beiden Elfen in ihr Werk nach Burg, die Herren besuchten derweil Friseur, Buchhandlungen und Edeka. Als wir die beiden Damen anschließend im Elfenwerk noch vor den schlimmsten Sünden bewahren wollten, war es  schon zu spät, Schuhe, Blusen und Shirts waren schon unwiderruflich gekauft. Und was macht man nach solch anstrengenden Aktivitäten?

Bella Italia auf dem Marktplatz

Eis und Cappuccino geht ja immer, oder?

Stilvoll im Borga Antico

Nach einer kurzen Auszeit im Haus (ok, verbunden mit einem klitzekleinen Nachmittags-Schläfchen) trafen wir uns um halb 6 beim neuen Italiener "Borga Antico" zu einem köstlichen Abendessen. Die Scampi mit Gemüse sind ein Gedicht!

Der Ausklang auf der Terese mit Genever und Espresso passte gut zu diesem schönen Tag.


22 August 2016

Auf der Straße nach Süden...

... da unternahmen 2 Herren und 1 Jessy heute einen ausgedehnten Morgenspaziergang.
Hardy und Jessy
Auf dem Hinweg nach Burg war Jessy kaum zu bremsen, so dass wir schon Überlegungen anstellten, sie als Schlittenhund ausbilden zu lassen. Das wäre im Sommer auf einem Rollschlitten eine tolle Einrichtung. Als wir eine gute halbe Stunde später mit allerlei Backwaren beladen den Rückweg antraten, mussten wir diese gute Idee allerdings wieder verwerfen und mehr darüber nachdenken, wer von uns Jessy denn Huckepack weiter trägt, wenn sie gleich vor Kraftlosigkeit alle Vier von sich streckt. Zuhause angekommen, stürmte sie an Petras geöffneten Armen vorbei direkt auf die Terrasse an den Wassernapf. Von 0 auf 1 Liter in 10 Sekunden, das hab ich in meinem Glanzzeiten nicht geschafft.
Das anschließende üppige Frühstück auf der Terese machte uns glücklich und müde. Der pure Selbsterhaltungstrieb ließ uns heute nachmittag rasch noch den örtlichen Edeka plündern, damit uns fürs Abendessen (Steaks und Salat) nichts mehr fehlt. Der örtliche Edeka bietet ein ordentliches Bio-Sortiment, 1 Liter Apfel-Marille-Bio-Direktsaft für 3,99 ergeben eine wunderbare Schorle, die Steaks waren bezahlbar, super.
Zurück im Haus musste ich den enormen Aktivitäten Tribut zollen und legte ein Stündchen Augenpflege ein. Soll ja gesund sein in meinem Alter.
Der Lenker entscheidet frei
Der erste Feldversuch mit dem Fahrrad fiel dann mittelprächtig aus. Geradeaus fahren geht, während der Fahrt über die Schulter zurückblicken führt dazu, dass der Lenker sofort ein Eigenleben entwickelt und versucht, auf der Fahrbahn oder im Straßengraben irgendwas zu suchen. Das erinnerte mich stark an Jessys Bewegungsablauf heute morgen. Da ich die Uhrzeit für meine erste Teststrecke exakt so gewählt hatte, dass Feierabendverkehr, alle Jogger und auch Hundeausführer gleichzeitig unterwegs waren, war ich auch nach einer Viertelstunde wieder am Haus, zum Glück unverletzt. Morgen wird weiter geübt.
Lecker lecker
Eine große Schüssel Rucola-Salat mediterran und lecker gewürzte Steaks, dazu als Nachtisch Häagen Dasz Vanilleeis und Espresso Intenso aus der guten alten Lavazza, das war genau nach meinem Geschmack. Und nun sitze ich mit Hardy rauchend im Wintergarten und bin ganz dumm vor Glück, wie Isa Bogdan es in einer Kurzgeschichte so treffend ausgedrückt hat.