03 Mai 2015

Rollin' home .....

Und wieder ist es Heimfahrzeit, und wieder hätt ich grad noch ein paar Tage bleiben können. Unsere geliebte Leisereiterin erspart uns kurzfristig durch geschicktes Umdisponieren ein zweites Umsteigen. Mit dem RE direkt nach Hamburg, 1 Stunde Pause, und dann im IC ab heim. Leider auch diesmal das gewohnte Reise-nach-Jerusalem-mit-der-Deutschen-Bahn-Spiel. Zum Glück haben wir in Wagen 10 reserviert, denn:
"Liebe Reisende, wir bitten um ihre Aufmerksamkeit. Der planmäßige Wagen 16 ist leider wegen ein.. qrf@x??- glmpf'#!§$@@ä#ü*? nicht mitgekommen. Wir bitten alle Reisenden, die Plätze in Wagen 16 reserviert hatten, in Wagen 10 bis 14 oder einem anderen Wagen nach freien Plätzen zu schauen."
Der Zug fährt ein, gefühlte zweihundertfünfzig Zusteigende am Bahnsteig versuchen irgendwie, zu ihrem reservierten Platz zu gelangen, fast alle mit Koffer oder Trolley, Rucksack, Sporttasche, Umhängetasche. Darunter sechzig geschundene Seelen, die mit ihrem gesamten Geraffels, aber ohne Plätze (Bis auf ungefähr 10 sind ALLE Plätze im Zug reserviert!) überall die Gänge blockieren. Es dauert eine halbe Stunde, bis alle Glückspilze ihre Plätze eingenommen haben.

Als wir dann endlich sitzen, machen Sigi und ich Lese- und Erzählstunde. Und ich auch reichlich Augenpflege, denn es überkommt mich eine wunderbare Müdigkeit, ich hänge melancholisch den letzten Tagen nach. Hinter Bremen setzt sich dann das unsägliche Spiel fort. Viele Zugestiegene haben reservierte Plätze außerhalb von Wagen 16, viele Unglückselige müssen den Platz wieder räumen, den sie für kurze Zeit bewohnen durften. Und wieder heißt es Koffer aus den Gepäckablagen zerren, und damit mitten im Gang alles blockieren, weil von beiden Seiten Zugestiegene wie auch andere Vertriebene durch den Zug drängen. Und dann passiert es: Ein paar Passauer Jungs, gestandene Bazis, sind auf dem Rückweg von einem Junggesellenabschied, haben als Gruppe Sitzplätze in Wagen 10 reserviert, 4 davon direkt vor uns. Dort weigert sich ein seltsam dreinblickender Bart mit Hornbrille, seinen Platz trotz vieler gut gemeinter Erklärungsversuche und freundlicher "Bitte würden Sie.."s zu räumen. Denn: "Mein Platz ist auch besetzt, von anderen! Ich steh hier nicht auf. Gehen sie sich doch selbst andere Plätze suchen!".
Und so stehen die 4 Bayern im Gang, blockieren alles, denn auch die anderen Reisenden, die schon für die anderen Bayern den Platz wieder frei gemacht haben, stehen im Gang und kommen nicht vor und nicht zurück. Und irgendwann reißt einem der Jungs der Geduldsfaden. "Kruzifix nochamôhl, jetzt schaugst, dass'd Land gewinnst, Du dammischer Hirsch, Du!" tönt es und zack, zieht der die Hornbrille am nicht vorhandenen Schlips. Doch auch diese Sprache versteht der nicht richtig. Dafür kann er aber sein Handy zücken und droht tatsächlich, den Schaffner zu rufen, denn er sei vor vielen Zeugen tätlich angegriffen worden.

Allgemeines Gelächter im Gang und auf den umliegenden Sitzen beim Gedanken daran, wie auch immer sich ein Schaffner überhaupt bis hierhin durchdrängeln soll.
Ich habe an dieser Stelle einen Tagtraum. Der Schaffner klappt draußen auf dem Bahnsteig das Fenster neben der Hornbrille auf, zieht diesen an beiden Ohren nach draußen, wo er auf den nächsten Zug warten muss. Einen Viehtransport mit ganz vielen freien Plätzen für solche Hornochsen wie er einer ist.
Mittlerweile hat der Bazi mit dem gerissenen Geduldsfaden sich ohne Gepäck durch den Wagen gedrängt und hat den Schaffner gefunden. Die Bitte, den Typ endlich vom Sitz zu verweisen, quittiert der mit der Genehmigung, die ganze bayrische Truppe in der 1.Klasse fahren zu lassen. Bis nach Passau. Möglicherweise ist die Hornbrille ja gemeingefährlich und bewaffnet.
Resumée: Die Deutsche Bahn lernt es nie. Immer fehlende Wagen, nie ein bereitstehender Ersatzwagen, eine Luft zum Schneiden, die Belüftung klappt nicht richtig, die Klimaanlage fängt erst ab Remagen an, wirklich kühle Luft zu produzieren.
Und die Vollspaten wie unser Astronaut mit der Hornbrille sterben nicht aus, die glauben, die Welt schulde ihnen was.
Wie dem auch sei, wir kommen mit ziemlich genau 35 Minuten Verspätung wohlbehalten in Koblenz an, kriegen sofort Anschluss nach Andernach, und kehren gut gelaunt nach Hause zurück. In meinem Gepäck die CD und in meinen Ohren die Musik von "The Diamond Family Archive".



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