16 März 2024

Nazisymbole am Rhein - Sie fangen wieder an

So erfreulich, wie das KLB-Frühstück und der Marktgang heute waren, so unerquicklich wurde es nachmittags. Nicht nur, dass meine blau-weißen Jungs aus dem tiefen Westen die drei Punkte heute verdientermaßen bei den Meenzer lassen mussten, der nachfolgende Spaziergang in den Rheinanlagen brachte noch viel Bedenklicheres als eine Niederlage beim Fußball zu Tage.

Auf dem Weg vom Bollwerk rheinabwärts wunderte ich mich schon, das die tolle Weide nicht nur trauerte, sondern auch ihren Kopf gegen den Wind in Richtung Alter Krahnen lehnte.

Erst auf dem Rückweg fiel mir dann ins Auge, wovor sie sich so gruselte. Auf einem der Stahlträger, die den gelifteten Kiosk tragen, haben sich tatsächlich Menschen aus der rechtsextremistischen Szene verewigt und ihre böse Einstellung bekundet.

Kurz zur Erklärung der dort gezeigten Symbole: Nach dem Krieg wurden alle Nazisymbole in Deutschland verboten und ihre Verbreitung unter Strafe gestellt. Mit den Jahren wurde die weiterhin existierende Nazi-Szene erfinderisch und dachte sich eine "Ersatz-Symbolik" aus, wegen der sie nicht belangt werden konnte.  Nachzulesen hier

Auf dem Träger in Andernach sind beide Typen zu sehen.

Das verbotene Hakenkreuz ist dabei, ebenso wie das Keltenkreuz darunter, das von der rechtsextremen Szene als ein Symbol der Überlegenheit der nordischen weißen Rasse benutzt wird.

Darüber liest man Zahlen, die die Position der Buchstaben im Alphabet darstellen. 18 ist AH, die Initialen eines Schwerbrechers und Massenmörders, den die Szene gerne wieder als Führer hätte. Die 88, also HH, stellt den "heilsamen" Gruß an diesen Despoten dar, den ausgestreckten Arm muss man sich dabei denken.

Das hätte ich in Andernach nicht erwartet.

Klar, Neonazis und Unterstützer gibt es mittlerweile überall, aber dass man sich hier in der Provinz schon wieder so offen darstellt, hat mich überrascht.

Zum Glück gibt es hier mehr Menschen, die sich offen für ein humanes Miteinander und gegen die rechte Verbreitung von Hass und Hetze einsetzen, wie die Kundgebungen der letzten Wochen gezeigt haben. Als Mahnung will ich trotzdem den Song der Gebrüder Engel einbringen, die sich bereits 1979 sehr treffend dazu geäußert haben:

Text:
Sie fangen wieder an

Die Rune bleckt schon wieder
Zwischen unseren Plakaten
Da stehn sie wieder
Samstags in den Einkaufsstrassen
Sie wagen es tatsächlich mit dem Megaphon
So weit ist es schon?!

Die finden jetzt schon wieder
Dass die Zeit gekommen ist
Selbst im Fernsehen
Präsentierte sich ein stolzer Jungfaschist
Die machen doch tatsächlich eine Demonstration
So weit ist es schon?!

Sag nicht, wir haben nichts geahnt
Sag nicht, das sind nur ein paar Mann
Der böse Geist hat wieder hier und da ein Maul
Sie fangen wieder an!

Die laden doch tatsächlich zu Gesprächen ein
Der eine oder andere fällt schon wieder darauf rein
Die wagen glatt zu sagen
Dass die Dinge anders waren
Nach den paar Jahren?!

Die träumen jetzt schon wieder davon auszurotten
Sie schmieren wieder
Hakenkreuze an die Synagogen
Sie gröhlen hier und da schon ihre üblichen Lieder
So schnell schon wieder?!

Sag nicht, wir haben nichts geahnt
Sag nicht, das sind nur ein paar Mann
Der böse Geist hat wieder hier und da ein Maul
Sie fangen wieder an!

Die drücken sich am Mittag an den Schulen rum
Die spinnen schon in Wäldern mit Gewehren rum
Die mieten auch schon Rock n Roll Hallen
Dreist vor uns allen?!

Bestimmte Söhne schon
Und noch bestimmte Väter
Von Polizei umstellte Menschlichkeitsverräter
Wagen es tatsächlich und mit Megaphon
So weit ist es schon!!!


14 März 2024

Ein flotter Dreier mit Steuerfloh

Wenn man morgens schon netten Frühstücksbesuch von Uschi bekommt, kann der Tag eigentlich nur gut werden. Und wenn man dann nachmittags die frühere Nachbarin besucht, um ihren Drucker wieder zum Leben zu erwecken, dann wird er noch besser. Die wundersame Wiederbelebung schlug zwar fehl, aber wir hatten genug Zeit zum Klönen bei Kaffee, Tee, Gebäck und einem tollen Ausblick vom Balkon bis hinüber zur falschen Rheinseite. All dies unter einer immer wieder hervorkommenden Sonne unter blauem Himmel mit weißen Wolken. Mehr Worte benötigt es wohl nicht, um die Schönheit des Tages zu beschreiben.

Am Ende war es schon sehr spät nachmittags, als ich noch meine Frischluftrunde am Rhein drehte. Begrüßt wurde ich am Bollwerk von einigen Spuren des Flugverkehrs am immer noch blau-weißen Himmel. Der Wettergott muss ein Bochumer sein.

Am Kleinen Deutschen Eck durfte ich das Gänsepaar beobachten, das dem Rhein den Rücken kehrte, den beiden war es wohl zu nass für eine Abendschwimmrunde.

Als ich von hier aus den Blick rheinabwärts richtete, tauchte vor mir ein Ruderboot im Wasser auf, sozusagen ein flotter Dreier mit Steuerfloh. Diesen Menschen machte das Paddeln im nassen Element wohl mehr Freude als den Gänsen. Nach einer kleinen Runde steuerten sie allerdings auch ihren Bootssteiger an, bevor es dunkel wurde.

Dunkel wurde es dann sehr schnell. Die Mondsichel war bereits über den Baumspitzen im Niedergang begriffen.

Der gute Sigi am Bollwerk nutzte das noch aus, um sich seinen Nacken bestrahlen zu lassen. Das wirkt bestimmt besser als jede Infrarotlampe.

Ich bin dafür, dass es morgen genauso schön wird. Und heute Abend gedenke ich dem Mond mit einem schönen alten melancholischen Song


13 März 2024

Schöne Tage mit Besuchen, Abendrunden und Wellness

Am Sonntag erinnerte ich mich an die Anordnung von oben, die insbesondere für freilaufende Rentner Gültigkeit hat: 

Am siebten Tage sollst du ruhen! 

Außer einer kleinen Spätnachmittagsrunde passierte an diesem Tag auch nicht viel. Simones Engel versuchte einen Flieger zu fangen und auf dem Rückweg war schon die Abendbeleuchtung an.


Stadtmauer und Koblenzer Tor machen gerade unter Beleuchtung etwas her.

Am Montag Morgen stattete ich der guten Monika einen Besuch in ihrem Studio ab, wo sie mich mit ihrer Fußpflege verwöhnte und ich sie ein wenig mit dem Familienforschungsvirus infizieren konnte. Nachmittags erwartete ich Besuch von 2 lieben Damen, wir ließen es uns bei Kaffee, Gebäck und Leckerlis für die ganz alte Hundedame gut gehen.

Die Wetterstation

Mein anschließender Spaziergang führte mich diesmal eine hohle Gasse hinauf. Es begann schon wunderbar mit einer tollen Wetterstation vor einem der ersten Häuser. So einfach und doch so genial!

Daneben führte ein kleiner Pfad noch weiter nach oben. Unter der Bundesstraße hindurch landete ich schlussendlich bei Margarethes freilaufenden Hühnern, die nur glückliche Eier legen.

Auf dem Rückweg nahm ich eine etwas andere Route über eine parallel verlaufende Gasse abwärts. Hier hatte man einen schönen Blick in die idyllischen Schrebergärten direkt am Bach.

Glückliche Hühner mit freilaufenden Eiern - oder so ähnlich

Idylle pur

Ähnlich schön ging es dann am Dienstag weiter. Morgens besuchte mich eine Freundin zum gemeinsamen Frühstück, dass auch ihren Wünschen entsprach. In der Nachmittagsrunde entführte ich sie auf eine ihr unbekannte Strecke, die drei Dörfer weiter am Ortsrand mit einem Kreuzweg begann. Mitten auf der Strecke überfiel mich ein massiver Stuhldrang. Ich hätte nach dem üppigen Frühstück vielleicht doch zu Hause das Örtchen aufsuchen  ... aber lassen wir das.

Unter dankbarer Mithilfe eines Hofbewachers, der zwar keine Außentoiletten anbieten konnte, mir aber immerhin eine Rolle Klopapier vermachte, konnte ich dann im tiefsten Dickicht neben dem Bach mein Geschäft verrichten. Gefühlte drei Pfund ohne Knochen versenkte ich unter einem umgestürzten Baum, um mich dann selig lächelnd und beschwingt mit meiner Begleiterin weiter auf den Weg zu machen.

Am Ziel angekommen, war das Objekt unserer Begierde leider nicht nur total eingerüstet, sondern ebenfalls verschlossen. Der Zugang zur Eingangstür war abgesperrt.

Immerhin konnte ich zwei Fotos an diesem verlassenen Ort machen, der in diesem Zustand wirklich gut zu den sogenannten lost places passte.

Immerhin hatten wir am Ende neun schöne Kilometer zurückgelegt und einige interessante Inschriften auf Wegkreuzen gemeinsam entziffert. Nachdem ich die Freundin zu hause abgesetzt hatte, verblieb mir noch genügend Zeit, eine Kleinigkeit zu futtern und mich dann auf den Weg zur geliebten Physio unter Natalies heilende Hände zu begeben. So geht Wellness.

Auch heute setzte sich die schöne Woche fort. Nach zwei Tagen Frühaufstehen war langes Ausschlafen angesagt. Das über Nacht durchgezogene gemischte Porridge schmeckte heute Mittag sogar noch besser. Nach einer stressfreien Erledigungsrunde, auf der ich auch Fatma Sonnenschein besuchte, konnte ich gemütlich das heutige Ofengemüse zubereiten, auf das sich auch das liebe Ännchen freute. Die Gute traf pünktlich wie verabredet bei mir ein und wenige Minuten später konnte ich das Blech aus dem Ofen ziehen. Heute ohne Fenchel, Aubergine, Radieschen, Sellerie, Brokkoli und Schafs-Feta, dafür mit Stangenmangold, Topinambur, Zucchini, Kohlrabi, Rettich, Ziegenfeta und vielen anderen leckeren Sachen. Auch die erstmals ausprobierte orientalische Gewürzmischung passte prima dazu.

Und alles in BIO-Qualität

Wir fanden es beide sehr lecker und Ännchen konnte sich später gut gestärkt auf den Weg zu ihrem Workshop machen. 

Währenddessen holte ich etwas von der bisher fehlenden Bewegung nach und drehte noch eine Runde im vorabendlichen Städtchen.

Den Sohn des Mannes, der mir den guten Ratschlag zu Beginn dieses blog-Eintrags gab, sah ich dann leidend an einem Holzkreuz festgenagelt, wie er so oft dargestellt wird. Mir würde es besser gefallen, wenn man ihn öfter in den Szenen darstellen würde, in denen er Gutes tut.

Wie er Kranke heilt und Hungernde sättigt, das würde ich lieber sehen als ständig immer nur das Leiden am Kreuz.

Morgen um 11 erwarte ich lieben Kaffee-Besuch, nachmittags schau ich mir bei meiner früheren Nachbarin an, wieso ihr Drucker nicht funktioniert, natürlich bei Kaffee und Gebäck. Was für ein Lotta-Leben!

09 März 2024

Mit dem KLB zum Geburtstagssteak

Das Samstags-Spätstücksritual mit dem KLB möchte ich nicht mehr missen, so schön (und so lecker) war es auch heute wieder. Danach auf dem Wochenmarkt gab es schöne Neuigkeiten. Der Andrang am Wagen des BIO-Hofs Althaus-Zell ist so groß geworden, dass sich die gute Walli diesmal eine nette Hilfe mitgebracht hatte, die sie uns als Anja vorstellte. Dass trotz zweifacher Bedienung immer noch zwei Leute vor uns waren, spricht für die gute Qualität der angebotenen Fleisch- und Wurstwaren. Das hat sich schon längst herumgesprochen. Heute gab es eine besondere Spezialität: Ein BIO-zertifizierter Broda-Schinken italienischer Art, luftgetrocknet und 24 Monate gereift. Nachdem wir beide eine kleine dünne Scheibe gekostet hatten, kamen wir beide nicht umhin, uns ein paar Scheiben davon mitzunehmen.

Anja und Walli

Außerdem hatte Walli mir ein besonders schönes Rindersteak zurückgelegt, um mich damit nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren. Als mir dann Achim nebenan auch noch ein Glas Mariendistel-Trub aus seiner Koblenzer Ölmühle vermachte, war dieser schöne sonnige Tag eigentlich schon gerettet.

Es setze sich trotzdem weiter fort. Zu Hause begrüßte mich vor der Haustür diese niedliche Tierchen, das geradewegs aus einer Spalte zwischen dem Pflaster herauskrabbelte, um mich zubegrüßen.

So ging es weiter. In der Änderungsschneiderei, wo ich meine Bügelhemden abholte, erklärte sich die wunderbare Fatma nach meinem ichweißnichtwievielten Überzeugungsversuch heute bereit, meine gute alte Camel-Windjacke mit einem neuen langen Reißverschluss zu versehen, nachdem sie mir bisher immer gesagt hatte, das käme mich zu teuer, ich soll mir besser eine neue Jacke holen. Wenn also jemand eine gute, freundliche, ehrliche Änderungsschneiderei in Andernach suchen sollte, dem kann ich nur empfehlen: Fatma Bilgi im Schillerring.

In derart guter Stimmung war am Nachmittag die katastrophale Niederlage von Christels Meenzer Jungs bei den Bayern besser zu ertragen. Nach der Bundesligakonferenz im Fernsehen rappelte ich mich nochmal zu einer kleinen Vorabendrunde ums Andernacher Schloss auf.

Ein paar Eindrücke:

Im Graben auf der Seite des Schlossgartens erkennt man schon Vorbereitungen auf die "essbare Saison".

Ein kleiner Blick aus dem Schlossgarten auf das, was noch von der Burg übrig ist zwischen Bergfried und Pulverturm.

Die einsturzgefährdete alte Brücke, über die man vom Stadtgraben aus hierhin kommen kann, sit nun auch fertig saniert und wieder begehbar. 

Ein Blick von außen durch das Portal zeigt im Hintergrund den Turm der Christuskirche.

Im Stadtgraben außerhalb der Stadtmauer gab es ebenfalls Interessantes zu sehen.
Die Mispel, von der ich immer dachte, sie würde mit t statt p geschrieben, werde ich mir nochmal anschauen, wenn sie in Blüte steht.

Und das Bienenhotel zum Mitmachen ist ebenfalls sehenswert, nicht nur für Kids.

Die Mispel
Das Bienenhotel













Als ich dem Graben wieder entstiegen war, schaute ich mir an, wie vor der Stadtmauer an zwei Musterbeeten anschaulich der Unterschiede zwischen Schotter- und Naturgarten demonstriert wird, mit einer kurzen Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen auf einer Infotafel.

Da ich Schotter- und Pflastervorgärten eh meist scheußlich finde, war meine Präferenz schon vorher klar. Dann lernte ich direkt vor der Stadtmauer auch noch, dass eine Indianernessel gibt, von der ich noch nie etwas gehört hatte. Auch hier bin ich gespannt, wie sie aussieht, wenn sie in Blüte steht.

Die Indianernessel

Nach all den historischen und natürlichen Dingen wagte ich noch einen Blick auf die Ecke Obere Wallgasse/Hochstraße. Wo heute zwischen Christuskirche und Wolke 7 ein Parkplatz und eine Rasenfläche zu sehen ist, muss wohl früher das Gasthaus "Zum Burgtor" gestanden haben, welches längere Zeit von der Familie Nachtsheim betrieben wurde.

Ich erinnere mich noch daran, vor einigen Jahren mit Günter, einem Nachkommen dieser Familie, hier entlang spaziert zu sein, wo er die Stätten seiner Kindheit und Jugend besuchte. Er konnte sich noch gut daran erinnern, in früheren Zeiten an dieser Stelle öfters seine Verwandtschaft besucht zu haben. Auch wusste er noch, dass man über den gleichen Hauseingang der Kneipe in die Bäckerei Steinröder(?) kam. Mit deren Sohn hatte er als Kind gespielt, wenn er hier war. Ich hab gerade nachgeschaut, ob dieser Besuch 6 oder 8 Jahre her war. Mein Gott, es war in 2009!

Mit diesen insgesamt schönen Gedanken und Erinnerungen beende ich den Tag und freue mich darauf, morgen auszuschlafen 😊🖖